Seraina Kobler gewinnt Bund-Essay-Wettbewerb

Im Rahmen der Preisverleihung vom Dienstag kürte das Publikum die Gewinnerin und Gewinner des diesjährigen Bund-Essay-Wettbewerbs zum Thema «Erbgut, besser, am besten: Willkommen im Menschenpark!». Der Wettbewerb ist mit insgesamt 9000 Franken Preisgeld dotiert.

1. Essay-Preis (5000 Franken):
Seraina Kobler, «Sie wären nicht die, die sie sind»

Laudatio von Patrick Feuz, Chefredaktor Der Bund: «Wie ist es, wenn man durch eine Erbkrankheit in der Familie des Mannes persönlich betroffen ist und sich Sorgen um die Gesundheit der eigenen Kinder machen muss? Die Autorin holt die Gentechnik-Debatte herunter ins konkrete Leben. Sie lässt uns teilhaben an ihrem Dilemma, für ihre Kinder nur das Beste zu wollen und gleichzeitig zu wünschen, dem Leben das Unwägbare zu belassen, also nicht Schicksal zu spielen. Ein packender, stilistisch überzeugender Text, der ohne Rührseligkeit die Problematik erleb- und spürbar macht.»

2. Essay-Preis (2500 Franken):
Giannis Mavris, «Pech und schlechte Gene»

Laudatio von Elisabeth Ehrensperger,  Geschäftsführerin der Stiftung für Technologiefolgen-Abschätzung: «‹Hätte ich kein Problem, hätte ich nichts zu sagen.› Beeindruckend schonungslos, ohne Selbstmitleid und immer menschlich beschreibt der Autor das ‹Problem›– Krankheit, Schwäche, Schmerz – als menschlicher Antrieb und Teil unserer Identität. Die Werkzeuge zur Therapie und Optimierung ebendieser Identität sind uns heute an die Hand gegeben mit fliessendem Übergang zwischen Heilung und Leistungsverbesserung. Wem steht da die Definition des ‹Optimums› zu? Zu welchem Preis? Zielsicher stellt der Autor die zentralen Fragen und verzichtet auf einfache Antworten. Ein intimer und zugleich politischer Text, der uns berührt und fesselt, ohne uns das Denken abzunehmen.»

3. Essay-Preis (1500 Franken):
Daniel Flückiger, «Mit Rocky und Drago im Ring»

Laudatio von Wilfried Meichtry, Autor und Filmemacher: «Wenn im Boxring Maschinenmensch Drago und Underdog Rocky aufeinandertrafen, konnten moralische Fragestellungen zu Gut und Böse noch bequem im Zweikampf geklärt werden. Der Essay zeigt prägnant, dass die modernen Mittel der Gentechnologie eine Fortsetzung aller technischen Innovationen vor ihr waren. Im bestechend argumentierenden Text werden zwei Orientierungspunkte für eine moralische Debatte genannt: Die Bejahung der Gleichwertigkeit aller Menschen und die Absage an eine Gleichmacherei mit der Genschere. Ein im besten Sinn humanistischer Text, der uns auffordert, in den Ring zu steigen und gemeinsam Verantwortung zu übernehmen.»

Die drei Siegertexte sind auf der Webseite von Der Bund publiziert und erscheinen nacheinander auch in der Printausgabe.

Der Bund wagte die Durchführung des Anlasses trotz strenger Auflagen, wie es in einer Mitteilung heisst. Er bot dem Publikum einen abwechslungsreichen und thematisch akzentuierten kulturellen Abend. Der Kern waren die drei Essay-Lesungen. Christian Guler, Franziska Merz und Michel Gsell gaben zudem Kurz-Performances in der Sprintkategorie Bund-Essay-Slam. Gemessen am Applaus gewann hier Christian Guler den ersten Preis. Die Slam-Texte werden in der Rubrik «O-Ton» von Der Bund publiziert.

Die Slam-Poetin Patti Basler führte als Moderatorin durch den Abend, Knackeboul gab Beatbox-Einlagen zum Besten und Studierende der Hochschule der Künste Bern präsentierten in kurzen Videoclips visuelle Umsetzungen des Themas. (pd/cbe)

https://www.derbund.ch/erbgut-besser-am-besten-309133347176

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